140 Jahre Freiwillige Feuerwehr Arheilgen – 1881 bis 2021

69 Männer folgten im März 1881 einem Aufruf, den der evangelische Gemeindepfarrer Gustav Römheld gemeinsam mit drei weiteren Arheilger Bürgern unterzeichnet und den der großherzogliche Kreisfeuerwehrinspektor Carl Justus initiiert hatte. Bei einer Versammlung wurde ein Vorstand gewählt, die Mannschaft in zwei Steigerzüge, zwei Spritzenzüge und eine Ordnungsmannschaft eingeteilt: So entstand vor 140 Jahren die Freiwillige Feuerwehr Arheilgen. Der Verein der Freiwilligen Feuerwehr, der aus ihr hervorgegangen ist, hat im vergangenen Jahr Jubiläum gefeiert. Wegen der Coronapandemie war keine Jubiläumsfeier möglich. In loser Folge berichten wir in den kommenden Wochen über die Arheilger Feuerwehr.

Eine Gründungsurkunde der Feuerwehr gibt es nicht, die ersten schriftlichen Dokumente stammen aus dem Jahr 1884. Aber durch die Vereinschronik aus dem Jahr 1931 sind wir recht zuverlässig über die frühen Jahre informiert, denn etliche der Gründer lebten zu dieser Zeit noch und konnten aus ihren Erinnerungen berichten.

Tatsächlich beginnt der organisierte Feuerschutz in Arheilgen auch nicht erst 1881. Von der Existenz einer Löschmannschaft wissen wir aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, denn 1822 beschaffte die Gemeinde Feuerleitern und Feuerhaken. Auch die Namen von sogenannten „Spritzenmeistern“ und „Schwanenhalsführern“ aus jener Zeit sind bekannt – der „Schwanenhals“ war eine historische Feuerspritze, vergleichbar einem modernen Wenderohr. Männer wie der Schuhmachermeister Philipp Repp, der Maurermeister Peter Wild oder der Wagnermeister Heinrich Anthes VII. zählten zu diesen frühen Feuerwehrleuten – Angehörige der alteingesessenen Arheilger Familien. Als Spritzenhaus diente zu jener Zeit ein Schuppen am Rathaus, in dem auch der gemeindeeigene Leichenwagen untergestellt war und der auch als Wachlokal diente.
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Nach einem größeren Brand wurden erste Stimmen laut, die die Gründung einer offiziellen Feuerwehr forderten. Die Gemeindeverwaltung lehnte jedoch ab. Deshalb gründete sich 1876 zunächst eine Turnerfeuerwehr, die zeitweise den Brandschutz im Dorf übernahm. Solche Turnerfeuerwehren waren in jenen Jahrzehnten nicht ungewöhnlich. Im benachbarten Darmstadt gab es sie bereits seit 1849, und ihr Obmann war in jener Zeit der schon erwähnte Kreisfeuerwehrinspektor Carl Justus. Aus der Turnerfeuerwehr Arheilgen gingen der Turnverein 1876 und letztlich die heutige SG Arheilgen hervor.

Die neu gegründete Arheilger Feuerwehr konnte zunächst nur auf die sehr unzureichende Ausrüstung der bisherigen Löschtruppe zurückgreifen – in einer älteren Chronik ist von mangelhaften Spritzen und Leitern sowie defekten Eimern die Rede. Aus Spenden der Mitglieder, der Gemeinde und anderen Quellen kamen 1580 Mark zusammen, mit denen die Ausrüstung notdürftig ergänzt werden und erste Uniformen gekauft werden konnten. Doch erst 1884 wurden ein Wagen für die Leitern sowie 14 Laternen für die Ordnungsmannschaft angeschafft.

Ihre erste Bewährungsprobe musste die Mannschaft um Gründungskommandant Georg Benz IX. am 11. September 1882 bestehen: Die Scheune des Landwirts J. Völger brannte. Brände waren angesichts der noch in jedem Haus vorhandenen offenen Feuerstellen in jener Zeit nicht selten.

Mit dem Kauf einer mechanischen Saug- und Druckspritze 1890 und einer Ausziehleiter 1892 verbesserte sich die Schlagkraft der Feuerwehr erheblich. Traurig bestellt blieb es hingegen um die Unterbringung – als Depot wurde das Bachschulhaus genutzt, das am sogenannten „Schutz“ am Ruthsenbach stand und 1895 zur „Arheilger Apotheke“ wurde. Es dauerte bis ins Jahr 1904, bevor sich der Wunsch der Feuerwehr nach einer eigenen Unterkunft erfüllte: Die Gemeinde hatte nach langwierigen Verhandlungen in der Bachstraße eine Hofreite gekauft und dort ein Gerätehaus gebaut. Allerdings reichten dafür die Finanzmittel des Dorfes nicht – ein Kredit der örtlichen Vereinsbank über 6.000 Mark (nach heutigem Wert etwa 42.000 Euro) musste weiterhelfen.
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Am 10. Juli 1904 war es schließlich soweit: Die Arheilger Feuerwehr bezog ihre neue Unterkunft. Dafür hatte sich das Kommando ein umfangreiches Programm ausgedacht, das im ersten Protokollbuch der Feuerwehr erhalten ist. Schriftführer Philipp Anthes notierte stolz:

  1. Um 2 ½ Uhr Aufstellung der Wehr im neuen Schulhofe (Alter Stadtweg)
  2. Inspektion der Wehr durch Herrn Kreisfeuerwehrinspektor Fischer
  3. Brandangriff und Vorbeimarsch an den geladenen Gästen
  4. Aufstellung des Festzuges/Frankfurter Straße
  5. Abmarsch von dem alten Gerätehaus – Abschied von demselben und Weitermarsch nach dem neuen Gerätehaus
  6. Einleitung der Feier durch ein Musikstück der Kapelle, Begrüßung, Ansprache durch den Herrn Bürgermeister und Übergabe an die freiw. Feuerwehr
  7. Musikvortrag
  8. Dekorierung zweier Mitglieder für 15-jährige Dienstzeit seitens der Gemeinde
  9. Besichtigung des neuen Gerätehauses
  10. Abmarsch nach dem Garten zum Löwen, daselbst Konzert Abends Illumination des Gartens

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Die Ausstattung der neuen Unterkunft war für jene Zeit großzügig und wirkt heute spartanisch. Eine Heizung gab es nicht, weshalb Unterrichte und Sitzungen auch weiter in einer Arheilger Gaststätte stattfanden – dem „Wehrlokal“. Daran sollte sich noch fast sechzig Jahren nichts ändern. Von diesem ersten echten Arheilger Feuerwehrhaus ist das Oberteil des hölzernen Schlauchturms auf dem Spielplatz des Kindergartens der Auferstehungsgemeinde erhalten.

Als Arheilgen 1912 an die Darmstädter Wasserleitung angeschlossen wurde, mussten für die Feuerwehr Hydrantenwagen angeschafft werden, die Geräte zur Bedienung der Hydranten enthielten. Nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges zwei Jahre später wurden 57 Feuerwehrleute zum Militär eingezogen. Nur dank einer Hilfsmannschaft blieb die Feuerwehr einsatzfähig.

Die Jahrzehnte der politisch so turbulenten Weimarer Republik bedeuteten für die Arheilger Feuerwehr eine Zeit der Ruhe und des Wiederaufbaus. Streit gab es allerdings um die 1885 gegründete Feuerwehrkapelle, die mehrfach aufgelöst und wieder gegründet wurde. Wie beschränkt die finanziellen Möglichkeiten der Feuerwehr in diesen Jahren waren, belegt ein Blick in die jährlichen Haushaltsansätze der Gemeinde. Zwischen 1927 und 1931 wurden jeweils 1200 bis 1300 Reichsmark für die Unterhaltung der Löschgeräte sowie ein- bis zweihundert Reichsmark für das Spritzenhaus veranlagt. 1931 wurden einmalig 3000 Reichsmark zur Errichtung einer Feuer-Alarmanlage eingeplant, 1932 120 Reichsmark als jährliche Vergütung des Brandmeisters angesetzt.

An drei Tagen im Juni 1931 feierte die Feuerwehr ihr 50-jähriges Bestehen. Sie zählte damals 68 aktive Mitglieder und war gegliedert in das Kommando, zu dem ein Stoßtrupp gehörte, zwei Züge sowie Signalisten. Jeder Zug bestand aus einem Steigerzug, dem Hydrantenwagen, dem Gerätewagen und der Ordnermannschaft. Der Feuerwehrkapelle gehörten damals 17 Mitglieder an.

Hochwassermarkierungen in der Bachstraße erinnern bis heute an die „Jahrhundertflut“ vom Juli 1932. Starke Regenfälle hatten den Ruthsenbach gewaltig anschwellen lassen – schließlich brach der Damm des Steinbrücker Teichs. Die Folge war eine Flut, die den Ortskern von Arheilgen unter Wasser setzte. Das „Darmstädter Tagblatt“ berichtete am 15. Juli: „Um 11 Uhr vormittags wurde die Einwohnerschaft Arheilgens durch Rotsirenen alarmiert. Untere Mühlstraße, Geißengasse und Bachgasse zeigten einen Wasserstand bis zu 1,80 Meter. In aller Hast suchten, unterstützt durch die Feuerwehr, die Einwohner des bedrohten Ortsteiles ihre Lagerkeller durch Sandsäcke zu sichern.“

Die Feuerwehr, so weiß es das Protokollbuch, war am 14. Juli um 9 Uhr alarmiert worden, weil das Wasser die Gebäude der Leibchesmühle bedrohte. Zwei Straßendurchstiche konnten die größte Gefahr zunächst bannen. Weitere Einsätze wurden außerhalb des Ortes an den Dreibrücken und an der Schleifmühle in Kranichstein notwendig. Im Ort selbst war das Wasser inzwischen weiter gestiegen, weite Teile hatten sich in einen See verwandelt. Wohnhäuser, die einzustürzen drohten, mussten deshalb evakuiert und abgestützt werden, Vieh wurde in letzter Minute aus überschwemmten Ställen gerettet.

Nach kurzer Entspannung der Lage stieg das Wasser in der Nacht vom 15. auf den 16. Juli weiter. In den folgenden Tagen wurde zur Ableitung der Wassermassen in der Viehtrift am Dreischlägerweg ein Staudamm errichtet. Dem unermüdlichen Einsatz der Feuerwehrleute und zahlreicher freiwilliger Helfer war es zu verdanken, dass Menschenleben nicht zu beklagen waren und nur gewaltiger Sachschaden entstand.

Die Machtergreifung der Nazis machte auch vor der Entwicklung der Feuerwehr nicht Halt. Aus dem Vorstand wurde der Führerrat, offizielle Schreiben wurden nun mit markigem „Wehr Heil Hitler“ unterzeichnet. Dabei blieb es nicht: 1938 wurden alle Feuerwehren in Feuerlöschpolizeien umgewandelt und unterstanden damit dem Reichsführer SS, Heinrich Himmler.

Am 1. September 1939 notiert Schriftführer Wilhelm Germann im Protokollbuch: Heute „wurde unsere Wehr durch Meldefahrer plötzlich alarmiert. Der Krieg mit Polen war zum Ausbruch gekommen und hierdurch der Feuerwehr-Luftschutz automatisch eingesetzt worden. Alle verfügbaren Kameraden waren am Gerätehaus angetreten. Die einzelnen Geräte wurden auf den Ort verteilt, mit einem Führer und sechs bis acht Mann besetzt. Die Wachen wurden eingeteilt und bezogen. Am 2.09. wurden die Wachen wieder aufgehoben und jeder konnte wieder seiner gewohnten Beschäftigung nachgehen.“

In den folgenden Wochen traten andere Sicherheitsmaßnahmen in Kraft: Die Sirenen durften zur Alarmierung bei Bränden nicht mehr eingesetzt werden, stattdessen griff man auf die fünf noch vorhandenen Schalmeien und Signalhörner zurück. Viele Mitglieder der Feuerwehr wurden zum Militärdienst eingezogen. Die Unterrichtsabende im „Wehrlokal“ bereiteten die Zurückgebliebenen auf das vor, was kommen sollte. Themen dieser Jahre lauten „Die Feuerwehr im Luftschutz“, „Die Wirkung von Brandbomben und deren Bekämpfung“ oder „Einsatz in fremden Städten“. Um die Einsatzfähigkeit zu sichern, wurde 1941 eine HJ-Feuerwehr und 1942 ein Notdienst eingerichtet. Die Löschgeräte wurden über den Ort verteilt: In der Kirchschule, in der Bachgasse und in der Carl-Ulrich-Schule. Dort wurde ein Klassenraum ausgeräumt und diente fortan als „Wachlokal für die (…) ständige Nachtwache des Sicherheits- und Hilfsdienstes der Feuerwehr“.

Seit Mai 1943 war ein geregelter Übungsbetrieb nicht mehr möglich. Wilhelm Germann notierte: „In der folgenden Zeit konnten fast keine ordentlichen Übungen mehr stattfinden, da unsere Wehr ständig zu Einsätzen an auswärtigen Schadensstellen eingesetzt wurde. Fliegeralarm, manchmal öfter in einem Tag, ließ es der Wehrleitung geboten erscheinen, unnötige Übungen zwecks Schonung der Mannschaft zu vermeiden, weil ja die Wehr bei jedem Alarm ob Tag oder Nachtalarm an ihrem Standquartier antreten musste“. Rund 700 Einsätze im gesamten Rhein-Main-Gebiet soll die Arheilger Feuerwehr in diesen Jahren bewältigt haben – die Unterlagen darüber sind verloren.

Um die immer größer werdenden Lücken in den Reihen der Aktiven zu füllen, wurde 1945 noch mit der Ausbildung einer Frauenfeuerwehr begonnen, die jedoch nicht mehr zum Einsatz kam. Von ihr hat sich aber ein besonderes und sehr persönliches Dokument erhalten, das heute im Deutschen Feuerwehrmuseum in Fulda aufbewahrt wird. Auf Transparentpapier zeichneten die jungen Mädchen mit Buntstift ihre Erlebnisse bei der Ausbildung und fügten ein Mundartgedicht bei. Am Ende heißt es „Weil nun die Monnsleit hom kumme in Masse, / drum hon se uns Mädcha fristlos entlasse. / Do hot de Owwermaschores (gemeint ist Kommandant Georg Knöbel) zur Entlassung noch e Redd geschwunge, / do sin uns bol die Trene kumme. / Schließlich hon ma uns donn doch getrennt / und sin noch emol mit em LF e rumgerennt. / Es hot nemlich noch emol e Ehrenrund gewwe, / ach mer wern jo gor so gern bei de Feierwehr geblewwe. / Nun wolle ma unser Gedonke of die Zukunft lenke. / Und ma wern noch recht oft an die / Feierwehr denke.“

Mit dem Einmarsch der amerikanischen Armee am 25. März 1945 endete der Zweite Weltkrieg in Darmstadt. Ein halbes Jahr später, am 23. September 1945 fand mit Genehmigung der Militärregierung die erste Übung der Arheilger Feuerwehr nach dem Krieg statt. Manche der zum Kriegsdienst eingezogen Wehrleute kehrten heim, viele auch nicht. Der langjährige Kommandant Georg Knöbel und weitere Mitglieder mussten zeitweise die Feuerwehr verlassen – aus Sicht der Militärregierung war ihre Zusammenarbeit mit den Nationalsozialisten in den vergangenen Jahren zu eng gewesen. Erst 1948 durften sie zurückkehren. Die folgenden Jahre waren von langsamem Wiederaufbau gekennzeichnet; 1951 wurde ein Anbau am Gerätehaus in der Bachstraße eingeweiht. Im gleichen Jahr beging die Feuerwehr ihr 70-jähriges Bestehen mit einem großen Volksfest. Der prächtige Festumzug war sechs Jahre nach Kriegsende auch ein Zeichen des Aufbruchs und der allmählichen Rückkehr zur Normalität.

Ganz friedlich verliefen jene Jahre allerdings nicht immer, wie das Protokollbuch berichtet. So hat zum Beispiel ein Wutausbruch des damaligen Arheilger Feuerwehrkommandanten Georg Knöbel aus dem Jahr 1961 seine Spuren in den Unterlagen hinterlassen. Im Streit um eine missglückte Fahrzeugübergabe hatte diesen den damaligen Amtsleiter der Berufsfeuerwehr als „Flasche“ tituliert. Die Wellen schlugen so hoch, dass Oberbürgermeister und Feuerwehrdezernent als Schlichter hinzugezogen werden sollten.

In den folgenden Jahren wurde der Fahrzeugbestand Stück für Stück erneuert und erweitert. Dazu trug die Einbindung der Feuerwehr in den Erweiterten Katastrophenschutz bei – der Kalte Krieg warf seine Schatten auch auf die Arheilger Feuerwehr. Als Folge war das alte Gerätehaus an der Bachstraße nicht mehr ausreichend – als behelfsmäßige Unterstellmöglichkeit diente deshalb eine Scheune in der Darmstädter Straße. Allmählich reiften die Pläne zum Bau eines neuen Gerätehauses und 1973 wurde die neue Unterkunft mit neun Fahrzeughallen in der Frankfurter Landstraße eingeweiht. Zwei Wohnungen wurden an Gerätewarte vermietet, die sich um Fahrzeug und Gebäude kümmerten. Erstmals verfügte die Feuerwehr über einen beheizten Unterrichts- und Aufenthaltsraum. Damit gehörten die Unterrichtsabende im „Wehrlokal“, zu jener Zeit die Gaststätte Heinrich Hahn („Hahne- Wertche“) in der Darmstädter Straße, der Vergangenheit an.

Bis weit in die siebziger Jahre stellten Brände und Unwetterschäden das Hauptaufgabengebiet der Feuerwehrleute dar. Doch allmählich traten neue Aufgabengebiete hinzu, etwa der Bereich Gefahrgut und Strahlenschutz, für den die Feuerwehrangehörigen heute ganz selbstverständlich ausgebildet werden. Die immer weiter fortschreitende Technisierung machte zudem eine Spezialisierung in vielen Fachgebieten und eine immer umfangreichere Ausstattung notwendig.

Mit der Gründung der Jugendfeuerwehr brach 1991 ein ganz neues Kapitel Feuerwehrgeschichte an. Die Jungen und Mädchen zwischen zehn und 17 Jahren sorgten für reichlich Trubel im Gerätehaus und waren aus dem Alltag doch bald nicht mehr wegzudenken. Auf dem wöchentlichen Dienstplan standen neben allgemeiner Jugendarbeit auch der Umgang mit Strahlrohren, Schläuchen und anderem Feuerwehr- Gerät. Höhepunkte im Ausbildungsjahr waren die sommerlichen Zeltlager und die Abnahme der Leistungsspange, die bis heute die höchste Auszeichnung der Deutschen Jugendfeuerwehr ist und die die Jugendlichen stolz an ihrer Jugendfeuerwehr-Kleidung tragen. Daran hat sich auch 30 Jahre später wenig geändert – viele Jungen und Mädchen haben im Lauf der Zeit Jugendfeuerwehr-Kombi mit Schutzkleidung vertauscht und sind aktive Mitglieder der Einsatzabteilung. Im Jahr 2000 entstand zusätzlich die „Wichtelfeuerwehr“, die die älteste und bis heute stärkste Kinderfeuerwehr in Darmstadt ist. Sie richtet sich an Jungen und Mädchen zwischen sechs und zehn Jahren. Spiel und allgemeine Jugendarbeit stehen hier noch weiter im Vordergrund, doch in ihren hübschen roten Overalls eifern die „Wichtel“ auch spielerisch dem Übungsbetrieb der Älteren nach. Auch etliche ehemalige „Wichtel“ leisten längst aktiven Einsatzdienst.

Im August 2002 ließ tagelanger Dauerregen den Oberlauf der Elbe und ihre Nebenflüsse dramatisch anschwellen. Die braune Flut ergoss sich von Tschechien nach Nordwesten, erreichte Dresden und strömte weiter durch Sachsen, Sachsen-Anhalt und Brandenburg Richtung Hamburg. In der sächsischen Landeshauptstadt wurden unter anderem Hauptbahnhof, Semperoper, Gemäldegalerie im Zwinger und Landtag überflutet. Erstmals seit dem Zweiten Weltkrieg rückte die Arheilger Feuerwehr deshalb zu einem großen überörtlichen Einsatz aus. Gemeinsam mit anderen Hilfskräften aus Darmstadt war sie in zwei Wellen über Tage in und um Dresden eingesetzt. Dämme wurden verstärkt, wichtige technische Einrichtungen gegen die Wassermassen gesichert. Im Frühsommer 2013 rückten Arheilger Einsatzkräfte ein weiteres Mal zum Hochwassereinsatz nach Sachsen aus, der sich zum Glück aber als weniger dramatisch erwies als elf Jahre zuvor. Zu den großen Einsätzen des letzten Jahrzehnts gehört die Flüchtlingslage im Herbst 2015, als sich auch Darmstadt nahezu unversehens mit dem Zuzug vieler Menschen konfrontiert sah, die vor Krieg, Verfolgung und Armut aus ihren Heimatländern geflohen waren. Gemeinsam mit den anderen Feuerwehren und weiteren Hilfsorganisationen bauten die Arheilger Feuerwehrleute nahezu über Nacht eine erste Behelfsunterkunft an der Michaelisstraße in Darmstadt auf und richtete später drei weitere Hallen als Notunterkünfte in Darmstadt her. Zahlreiche freiwillige Helfer unterstützen Feuerwehr und Hilfsorganisationen in den Wochen danach, die Notunterkünfte zu betreiben und den Bewohnern die ersten Schritte in ihr neues Leben zu erleichtern.

2006 begann die Diskussion um einen weiteren Feuerwehr-Neubau. Eine Zukunftswerkstatt der Feuerwehr Darmstadt mit Fachleuten und Vertretern der Politik hatte ergeben, dass das erst 30 Jahre zuvor eingeweihte Gerätehaus in der Frankfurter Landstraße modernen Anforderungen an eine Feuerwehrunterkunft nicht mehr genügte. Dass die Feuerwehrmänner und –frauen sich bei Einsätzen und Übungen in bunter Reihe hinter den Fahrzeugen in der offenen Halle umziehen mussten, war für die Aktiven normaler Alltag. Aber auch eine zeitgemäße Schwarz-Weiß-Trennung für die Einsatzkleidung und eine Absauganlage für die Fahrzeugabgase fehlten. Geeignete Jugendräume waren nicht vorhandenen und die Fahrzeughalle war für die immer größer werdenden Fahrzeuge zu klein. Ein Umbau am vorhandenen Standort wäre nicht möglich gewesen. Deshalb fiel nach langer Suche die Entscheidung für einen Neubau am nördlichen Ortsausgang. Im Jahr 2019 wurde das neue Gerätehaus am extra dafür umbenannten Floriansweg 2 eingeweiht, das zugleich als Ausbildungsstandort für die gesamte Feuerwehr Darmstadt dient und so konzipiert ist, dass es auch in den nächsten Jahrzehnten zukunftsfähig bleibt.

Die Corona-Pandemie hat auch die Freiwillige Feuerwehr Arheilgen auf ungeahnte Weise betroffen und unter anderem verhindert, dass 140jähriges Bestehen und 30jähriges Bestehen der Jugendfeuerwehr im Jahr 2021 begangen werden konnten. Angesichts hoher Inzidenzen mussten Ausbildungs- und Übungsbetrieb zeitweise erheblich eingeschränkt werden. Zugleich musste die Einsatzbereitschaft gesichert werden. Im Jahr 2020 stellte die Arheilger Feuerwehrwehr über Wochen spezielle Tagesbereitschaften und rückte zur Unterstützung der Berufsfeuerwehr oft mehrfach täglich aus. Mehr als 200 Einsätze standen zum Jahresende in der Statistik. Auch 2021 waren die ehrenamtlichen Einsatzkräfte mit über 80 Einsätzen erneut stark gefordert: Zu den größten Einsätzen zählten der Brand der Tankanlage Gräfenhausen-Ost und der mehrtägige Einsatz in Stolberg bei Aachen, wo die Helfer aus Arheilgen mit weiteren hessischen Kräften nach der Flutkatastrophe im Juli tätig waren.

Ende 2021 gehörten der Freiwilligen Feuerwehr Darmstadt-Arheilgen 55 aktive Feuerwehrmänner und –frauen an. Die Ehren- und Altersabteilung umfasst 26 Angehörige, zur Jugendfeuerwehr gehören 27 Jungen und Mädchen, die Wichtelfeuerwehr hat aktuell 18 Kinder. Der Feuerwehrverein, der die Aktivitäten der anderen Abteilungen auf vielfältige Weise unterstützt und eben 1881 gegründet wurde, hat 204 Mitglieder.


120 Jahre Freiwillige Feuerwehr Arheilgen – 1881 bis 2001

69 aktive Mitglieder zählt die Freiwilligen Feuerwehr Darmstadt-Arheilgen im Jahr ihres 120-jährigen Bestehens. Das entspricht exakt jener Zahl von Arheilger Bürgern, die im März 1881 einem Aufruf folgten, den neben anderen der damalige Gemeindepfarrer Römheld unterzeichnet hatte. Sie sind die Gründungsmitglieder der Arheilger Feuerwehr, die in diesem Jahr mit Übungen und einem Tag der offenen Tür ihr Jubiläum feiert.

Der organisierte Feuerschutz in dem damals noch selbstständigen Dorf beginnt jedoch nicht erst mit dem Jahr 1881. Von der Existenz einer Löschmannschaft in Arheilgen wissen wir bereits aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, denn 1822 beschaffte die Gemeinde Feuerleitern und Feuerhaken. Nach einem größeren Brand wurden 1876 erste Stimmen laut, die die Gründung einer Feuerwehr forderten. Die Gemeindeverwaltung lehnte dies jedoch ab. Aus diesem Grund übernahm der in diesem Jahr gegründete Turnverein - Vorläufer der SGA, die dieses Jahr deshalb auch ein Jubiläum begeht - zeitweise den Brandschutz.

Die 1881 dann doch gegründete Feuerwehr konnte zunächst nur auf die sehr unzureichende Ausrüstung der bisherigen Löschgruppe zurückgreifen - erst 1884 wurden ein Wagen für die Leitern sowie 14 Laternen für die Ordnungsmannschaften gekauft. Das erste Spritzenhaus war zu jener Zeit ein Schuppen am Rathaus, in dem auch der gemeindeeigene Leichenwagen untergestellt war. Dort, am sogenannten "Schutz", war der Ruthsenbach zurück gestaut, um als Pferdetränke und Löschwasserbecken zu dienen. Ihre erste Bewährungsprobe musste die Mannschaft um den Gründungskommandanten Georg Benz IX. am 11. September 1882 bestehen: Die Scheune des Landwirts J. Völger brannte. Brände waren angesichts der in jedem Haus vorhandenen offenen Feuerstellen nichts Seltenes im noch gänzlich ländlichen Arheilgen.

Mit dem Kauf einer mechanischen Saug- und Druckspritze 1890 und einer Ausziehleiter 1892 verbesserte sich die Schlagkraft der Feuerwehr erheblich. Doch es dauerte bis ins Jahr 1904, bevor sich der lang gehegte Wunsch der Feuerwehr nach einer eigenen Unterkunft erfüllte: Die Gemeinde hatte in langwierigen Verhandlungen in der Bachstraße eine Hofreite gekauft und dort ein Gerätehaus erbaut. Sein holzverkleideter Schlauchturm bildet fortan neben dem Glockenturm der Kirche einen zweiten markanten Punkt im Ort. Das Oberteil steht bis heute noch auf dem Hof des Spielplatzes der Auferstehungsgemeinde, der in den siebziger Jahren an dieser Stelle gebaut wurde.

Als sich Arheilgen 1912 der Darmstädter Wasserleitung anschloss, mussten für die Feuerwehr Hydrantenwagen angeschafft werden, die die Geräte zur Bedienung der Hydranten enthielten. Nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges zwei Jahre später wurden 57 Feuerwehrleute zum Militär eingezogen, nur dank einer Hilfsmannschaft blieb die Feuerwehr einsatzfähig.

Die Jahrzehnte der politisch so turbulenten Weimarer Republik bedeuteten für die Arheilger Feuerwehr eine Zeit der Ruhe und des Wiederaufbaus. Streit gab es allerdings um die 1885 gegründete Feuerwehrkapelle, die mehrfach aufgelöst und wieder gegründet wurde. Wie beschränkt die finanziellen Möglichkeiten der Feuerwehr in diesen Jahren waren, belegt ein Blick in die jährlichen Haushaltsansätze der Gemeinde. Zwischen 1927 und 1931 wurden jeweils 1200 bis 1300 Reichsmark für die Unterhaltung der Löschgeräte sowie ein- bis zweihundert Reichsmark für das Spritzenhaus veranschlagt. 1931 wurden einmalig 3000 Reichsmark zur Errichtung einer Feuer-Alarmanlage eingeplant, 1932 erstmals 120 Reichsmark als jährliche Vergütung des Brandmeisters angesetzt.

An drei Tagen im Juni 1931 feiert auch die Feuerwehr ihr 50-jähriges Bestehen. Sie zählte damals 68 aktive Mitglieder und war gegliedert in das Kommando, zu dem ein Stoßtrupp gehörte, zwei Züge sowie Signalisten. Jeder Zug bestand aus einem Steigerzug, dem Hydrantenwagen, dem Gerätewagen und der Ordnungsmannschaft. Der Feuerwehrkapelle gehörten damals 17 Mitglieder an.

Den alten Arheilgern ist das Jahr 1932 noch wegen seiner Unwetterkatastrophe im Juli in Erinnerung. Unaufhörliche Regenfälle hatten den Ruthsenbach mit großer Heftigkeit über die Ufer treten lassen, in der Bachstraße sind bis heute noch die Hochwassermarkierungen erkennbar. Die Feuerwehr wurde am 14. Juli um 9 Uhr alarmiert, weil das stark ansteigende Wasser die Gebäude der Leibchesmühle bedrohte. Zwei Straßendurchstiche konnten die größte Gefahr zunächst bannen. Weitere Einsätze wurden außerhalb des Ortes an den Dreibrücken und an der Schleifmühle in Kranichstein notwendig. Im Ort selbst war das Wasser inzwischen weiter gestiegen, weite Teile des Dorfkerns hatten sich in einen See verwandelt. Wohnhäuser, die einzustürzen drohten, mussten evakuiert und abgestützt werden, Vieh wurde aus überschwemmten Ställen gerettet. Nach kurzer Entspannung stieg das Wasser in der Nacht vom 15. auf den 16. Juli weiter, in den folgenden Tagen wurde zur Ableitung der Wassermassen in der Viehtrift am Dreischlägerweg ein Staudamm errichtet. Dem unermüdlichen Einsatz der Feuerwehrleute und zahlreicher freiwilliger Helfer war es zu danken, dass Menschenleben nicht zu beklagen und nur gewaltiger Sachschaden entstanden war.

Im Jahr 1936 begann die Motorisierung der Arheilger Feuerwehr: eine Motorspritze, die von einem Opel gezogen wurde, den die Gemeinde günstig von der großherzoglichen Vermögensverwaltung erworben hatte. Das Fahrzeug fasste acht Mann und verbrauchte auf 100 Kilometer 24 Liter Treibstoff.

Die Machtergreifung der Nazis machte auch vor der Feuerwehr nicht Halt. Offizielle Schreiben wurden nun mit markigem "Wehr Heil Hitler" statt dem üblichen "Hochachtungsvoll" unterzeichnet. Dabei blieb es nicht: Im Jahr 1938 wurden alle Feuerwehren in "Feuerlöschpolizeien" umgewandelt und unterstanden damit dem Reichsführer SS und Chef der Deutschen Polizei im Reichsministerium des Inneren, Heinrich Himmler. Zusammen mit zwangsweisen Eingemeindung Arheilgens nach Darmstadt 1937, das auf diese Weise zur Großstadt gemacht werden sollte, bedeutet dies das Ende der Selbstständigkeit der Arheilger Feuerwehr.

Am 1. September 1939 notierte Wilhelm Germann, der damalige Schriftführer, im Protokollbuch: "Heute wurde unsere Wehr durch Meldefahrer plötzlich alarmiert. Der Krieg in Polen war zum Ausbruch gekommen und hierdurch der Feuerwehr-Luftschutz automatisch eingesetzt worden. Alle verfügbaren Kameraden waren am Gerätehaus angetreten. Die einzelnen Geräte wurden auf den Ort verteilt und mit einem Führer und sechs bis acht Mann besetzt. Die Wachen wurden eingeteilt und bezogen. Am 2.9. wurden die Wachen aufgehoben und jeder konnte wieder seiner gewohnten Beschäftigung nachgehen."

In den folgenden Wochen traten andere Sicherheitsmaßnahmen in Kraft: Die Sirenen durften zur Alarmierung bei Bränden nicht mehr eingesetzt werden, stattdessen griff man auf die fünf noch vorhanden Schalmeien und Signalhörner zurück. Viele Mitglieder der Feuerwehr wurden zum Militärdienst eingezogen, weshalb 1941 eine HJ-Feuerwehr und 1942 ein Notdienst eingerichtet wurden. Die Löschgeräte waren über den Ort verteilt: In der Kirchschule, in der Bachgasse und in der Carl-Ulrich-Schule.

Seit 1943 war ein geregelter Übungsbetrieb nicht mehr möglich. Wilhelm Germann notiert: "In der folgenden Zeit konnte fast keine ordentliche Übung mehr stattfinden, da unsere Wehr ständig zu Einsätzen an auswärtigen Schadstellen eingesetzt wurde. Fliegeralarm, manchmal öfter an einem Tag, ließen es der Wehrleitung geboten erschienen, unnötige Übungen zwecks Schonung der Mannschaft zu vermeiden, weil ja die Wehr bei jedem Alarm ob Tag oder Nachtalarm an ihrem Standquartier antreten musste." Rund 700 Einsätze im gesamten Rhein-Main-Gebiet waren in diesem Jahr zu bewältigen. Um die immer größer werdenden Lücken in den Reihen der Feuerwehr zu füllen, wurde 1945 noch mit der Ausbildung einer Frauenfeuerwehr begonnen, die jedoch nicht mehr zum Einsatz kam.

Am 23. September 1945 fand - mit Genehmigung der Militärregierung - die erste Übung nach dem Krieg statt. Manche der zum Kriegdienst eingezogenen Wehrleute kehrten heim, viele auch nicht. Die folgenden Jahre waren von Besatzung und langsamen Wiederaufbau gekennzeichnet. Mitglieder, die der Militärregierung politisch unzuverlässig erschienen, mussten zeitweise die Wehr verlassen. 1951 wurde ein Anbau am Gerätehaus in der Bachstraße eingeweiht, und im gleichen Jahr beginn die Feuerwehr ihr 70-jähriges Bestehen mit einem großen Volksfest, zu dem auch ein Umzug gehörte.

In den folgenden Jahren wurde der Fahrzeugpark Stück für Stück erneuert und erweitert. Als Folge war das alte Gerätehaus in der Bachstraße nicht mehr ausreichend - als behelfsmäßige Unterstellmöglichkeit diente deshalb eine Scheune in der Darmstädter Straße. Die Pläne zum Bau eines neuen Gerätehauses reiften nur allmählich, doch 1973 wurde die heutige Unterkunft in der Frankfurter Landstraße eingeweiht. Inzwischen ist auch sie in die Jahre gekommen und erneut ist der Platz knapp.

Mit der technischen Erneuerung der Feuerwehr nämlich ging auch die Erweiterung der Aufgaben einher. Die Bekämpfung von Bränden, ursprünglich der Alltag einer Dorffeuerwehr, ist statistisch längst in den Hintergrund getreten. Einsätze zur technischen Hilfeleistung - beispielsweise bei Sturm- oder Unwetterschäden - machen heute einen nicht geringen Anteil aus. Hinzu kommt der Bereich Gefahrgut- und Strahlenschutz - für die Feuerwehrleute noch vor dreißig Jahren Fremdworte.

Folglich ist auch die Ausbildung komplizierter und umfangreicher geworden. Lehrgänge, einst nur eine Angelegenheit weniger Führungskräfte, gehören zum Basisprogramm. Jeder Feuerwehrmann muss, um überhaupt einsetzbar zu sein, mindestens Grundausbildungs- und Atemschutzgeräteträgerausbildung absolviert haben. Maschinistenlehrgang und Lehrgang zum Tragen von Chemikalienschutzanzügen gehören zum Standartprogramm, ebenso Truppführer- und Sprechfunkausbildung. Strahlenschutz und Gefahrgutlehrgänge, die an der Hessischen Landesfeuerwehrschule in Kassel angeboten werden, sind inzwischen nichts Ungewöhnliches mehr, und die Notwendigkeit, diese Lehrgänge zu absolvieren, nimmt zu. Feuerwehrführungskräfte haben in der Regel 15 bis 20 dieser zum Teil mehrwöchiger Kurse besucht. Damit verbunden ist zugleich aber auch die Frage, wie viel Belastung dem ehrenamtlichen Feuerwehrangehörigen, der sein Geld ja anderswo verdienen muss, zugemutet werden kann.

Ende der achtziger Jahre brachen die ersten Frauen in die Männerdomäne Arheilger Feuerwehr ein. Heftige Debatten waren vorangegangen, und das Misstrauen schwand nur allmählich. Heute gehören vier Frauen zur Einsatzabteilung, eine von ihnen als Zugführerin. Sie müssen die gleiche Leistung erbringen wie ihre männlichen Kollegen und erfüllen diese Aufgabe problemlos.

1991 brach mit Gründung der Jugendfeuerwehr ein neues Kapitel Feuerwehrgeschichte an. In anderen Orten hatten die Feuerwehren bereits viel früher die Zeichen erkannt, und selbst in Darmstadt war die Arheilger Jugendfeuerwehr erst die dritte Gründung. Die Jugendgruppe für Kinder zwischen zehn und 17 Jahren stieß von Anfang an auf große Resonanz, derzeit umfasst sie 25 Mitglieder. Als Nachwuchsorganisation der Einsatzabteilung ist sie von unschätzbarem Wert - in den vergangenen zehn Jahren sind mehr als 20 Prozent der heutigen Einsatzabteilung aus der Jugendfeuerwehr hervorgegangen. Jeden Mittwoch treffen sich die Jugendlichen und ihre Betreuer zum Spiel oder zur feuerwehrtechnischen Ausbildung. Ausflüge und Fahrten gehören ebenso zum Programm. Höhepunkt der Jugendfeuerwehrzeit ist die Prüfung zur Leistungsspange, bei der eine Jugendmannschaft mehrere feuerwehrtechnische und sportliche Übungen absolvieren muss. Weil die Mannschaft nur als Ganzes bewertet wird und nur gemeinsam zum Ziel gelangen kann, wird zugleich der Teamgeist trainiert.

Im vergangenen Jahr beschritt die Arheilger Feuerwehr in der Jugendarbeit neue Wege. Zusätzlich zur Jugendfeuerwehr entstand die "Wichtelfeuerwehr", ein Angebot, das sich an Kinder zwischen fünf und zehn Jahren richtet. Die Kleinen treffen sich alle zwei Wochen samstags, um zu spielen oder zu basteln. Oft, aber nicht immer, geht es dann um die Feuerwehr. In speziellen, auf dieses Alter zugeschnittenen Übungen lernen die Kinder wichtige Grundbegriffe zum Thema Feuer. Der Andrang auf die Gruppe ist überwältigend - inzwischen gibt es eine Warteliste.

In den 120 Jahren ihres Bestehens hat sich die Arheilger Feuerwehr von einer mit unzureichenden Mitteln ausgestatteten Löschmannschaft zu einer modernen Hilfsorganisation gewandelt. Hierzu neben den aktiven Feuerwehrleuten und den Angehörigen des Feuerwehrvereins, der Ehren- und Altersabteilung auch die Arheilger Bürger und Geschäftsleute bei, die die Feuerwehr materiell unterstützen, Dank ihrer Spenden waren immer wieder Anschaffungen für den Einsatzbetrieb möglich: Kettensägen, Meldeempfänger, Schutzkleidung, Tauchpumpen und vieles andere mehr. Deshalb präsentiert sich die Arheilger Feuerwehr auch in Zukunft als schlagkräftige Organisation, die ihren Aufgaben gewachsen ist. Zugleich ist sie als Verein fest ins Arheilger Vereinsleben integriert.